Produktionsfaktor Mensch

Produktionsfaktor Mensch

Der Kommentar von Niklaus Hari, Kommunikationschef der EVP Schweiz, zum scheinbaren Zusammenhang von Anzahl Mitarbeiter und Anzahl Entlassungen.

Kennen Sie sich aus mit der volkswirtschaftlichen Produktionstheorie? Grob gesagt geht es darum, dass mit einer Reihe von Produktionsfaktoren der volkswirtschaftliche Output produziert wird. Solche Inputfaktoren können sein: Arbeit, Kapital, Boden, aber auch die Natur allgemein, Wissen oder Energie.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />

 

Als Unternehmer versuchen Sie nun, diese Produktionsfaktoren so zu kombinieren, dass mit möglichst tiefem Faktorverbrauch ein möglichst grosser Output erzielt wird: so steigern Sie die Produktivität. Wenn Sie in der Schweiz ein grosses Loch graben müssen, kaufen Sie einen Bagger und mieten einen Baggerführer. Sie setzen viel Kapital und wenig Arbeit ein, weil Kapital im Vergleich zur Arbeit billig ist. In Nepal ist es gerade umgekehrt: weil das Kapital im Verhältnis zur Arbeit so teuer ist, verzichten Sie auf den Bagger und heuern eine Schar Arbeiter an, die Ihnen Ihr Loch schaufeln.

 

Wollen Sie in Ihrem Unternehmen Kosten sparen, setzen Sie also bei jenem Produktionsfaktor an, der Sie am meisten kostet. Hier ist schliesslich das grösste Sparpotenzial vorhanden! Sie folgen damit ganz der Logik, wie sie Walter Niederberger im Tages Anzeiger vom 4. April 2006 im Zusammenhang mit der Fusion von Lucent und Alcatel beschreibt: „Das neue Unternehmen, dessen Name noch nicht feststeht, beschäftigt knapp 90 000 Mitarbeiter. Davon sollen zehn Prozent entlassen werden.“ So sehr haben wir uns bereits mit dieser Logik abgefunden: die Anzahl Mitarbeiter und die Anzahl Kündigungen werden im gleichen Atemzug genannt und scheinen untrennbar zusammenzugehören.

 

Herr Niederberger kann ebenso wenig dafür wie Sie und ich. Ein mögliches Gegenmittel ist bekannt: Lohnnebenkosten runter, Energiesteuern rauf. Mit dieser ökologischen Steuerreform wird der Produktionsfaktor Arbeit im Vergleich zum Produktionsfaktor Energie billiger. Die Folgen: mehr Arbeitsplätze, weniger Energieverbrauch. Eine rundum gute Sache, oder?