Fussball regiert...

Fussball regiert...

Parteipräsident Ruedi Aeschbacher schreibt über die Fussballhysterie rund um die WM. Schon droht die EURO 08...

Die WM habe ich immer noch nicht ganz verdaut. Nein, nicht die einzelnen Spiele, von denen ich nur zufällig ein paar Ausschnitte gesehen habe. Sondern das Begleitspektakel.

 

Wir erinnern uns: Leute mit rot-weiss verschmierter Brust oder Gesicht zu Tausenden vor den Grossbildschirmen. Fahnen und Schweizerkreuze omnipräsent, so gut auf T-Shirts wie auf Unterhosen. Wildfremde, die sich bei einem Tor in den Armen lagen. Fussball auf den Frontseiten und überall. Unzählige Geschichtchen zu unseren Fussballhelden, ihren Eltern, Frauen und Freundinnen. Tor- und Resultatdurchsagen sogar im Tram. Und am Bundeshaus ein riesiges Plakat „Fussball regiert“.

 

Ich staune, wie leicht sich in unserem eher zurückhaltenden Volk eine eigentliche Massenhysterie aufbauen liess. Angeheizt von den Medien und jenen, die damit ihre dicken Geschäfte machten, allen voran die FIFA mit ihren Milliardengewinnen.

 

Nach den verpatzten Penaltys der Schweizer ist der überschäumende Fussball-Party-Nationalismus rasch abgeklungen. Von den vielen Fahnen an den Häusern sind aber doch noch einige bis zum 1. August hängen geblieben. Als beruhigendes Zeichen dafür, dass es auch noch solche gibt, die mit der Schweizer-Fahne nicht nur zu ihren Fussballgöttern, sondern auch zu ihrer Heimat stehen wollen.

 

Die WM hat uns nichts gekostet. Anders die EM 08 in der Schweiz mit dreistelligen Millionenbeträgen. Die Privaten und die EUEFA werden kassieren. Und auch jene wird’s freuen, die glauben, Gemeinschaft und nationale Identität in kollektivem Fussball-Fieber finden zu können…

 

Ich weiss schon heute, wo ich die EURO 08 überstehen werde: in den Bündner Bergen, bei aktivem Sport und – ganz unaufgeregt.

 

Ruedi Aeschbacher

Präsident der EVP Schweiz