Ein (fast) normaler Tag in Bern

Ein (fast) normaler Tag in Bern

Gemeinderat Thomas Wirth (EVP Dietikon) hat die Bundesratswahlen live miterlebt. Lesen Sie seinen Bericht!

Mit Espresso und Schoggigipfel bewaffnet bin ich unterwegs zum Perron für den Zug nach Bern, um bei den Bundesratswahlen zuzusehen. Da kommt über Lautsprecher die Meldung, dass der Zug 10 Minuten Verspätung hat infolge einer Bremsstörung. Wenn das nur gut kommt… Einige Leute warten am Perron, darunter auch bekannte Gesichter wie Filippo Leutenegger oder Doris Fiala. Dann die Zugfahrt ohne Halt bis Bern, mit reparierten Bremsen und flüchtigem Studium des 20minuten Teils über die Bundesratswahlen. Eine Sitzreihe weiter vorne möchte eine Frau einen Kaffee, aber der Mann mit dem Wägeli hat keinen. Gibt’s denn so was.

 

Ankunft in Bern. Hektik am Bahnhof, rennende Leute. Spüre ich da eine gewisse Spannung? Zu Fuss geht es dann in Richtung Bundeshaus, mit Schnee und Matsch auf der Strasse. Unterwegs treffe ich Ruedi Aeschbacher, der mir das Ticket besorgen konnte. Dann der Hintereingang im Bundeshaus, lange Kolonnen am Sicherheitscheck. Zum Glück war ich nicht auf dem späteren Zug! Im Bundeshaus stehen die weiss gedeckten Tische schon bereit. Ich hoffe mit meinem Stehplatzticket auf einen Sitzplatz. Super, es klappt. 07.45 Uhr, langsam steigt die Hektik. Sicherheitsleute, Zuschauer, Presseleute… auch der Strauss für den neuen Bundesrat liegt schon bereit im Nationalratssaal. Neben mir sitzt ein Zweisterne-Militärkader. Wir tauschen kurz aus über unsere Vermutungen zum Wahlausgang.

 

Punkt 8.00 Uhr wird die Sitzung eröffnet. Infos vom 60. Jahrestag der allg. Erklärung der Menschenrechte, aber das interessiert momentan niemanden so richtig. Es folgt dann der Abschied von Samuel Schmid. Er ist um Haltung bemüht, kämpft aber mit den Tränen und wird nach seiner Abschiedsrede mit einer stehenden Ovation verabschiedet. Nun erscheinen nacheinander die Fraktionschefs und geben ihre Positionen bekannt. Nun werden die Stimmzettel ausgeteilt und wieder eingesammelt, und nach endlos langen Minuten ist das Resultat da: noch niemand hat das absolute Mehr. Zwei Kandidaten ziehen sich zurück. Zweiter Wahlgang. Es scheint noch länger zu dauern bis zum Resultat. Wieder wird das absolute Mehr knapp verfehlt. Dritter Wahlgang – Zeit für eine Pause. Unglaublich aber wahr: dem Fräulein am Buffet geht der Kaffee aus. Zeit für einen Anruf, dann ist es klar: Ueli Maurer heisst der neue Bundesrat. Auf der Eingangstreppe dann Heerscharen von Presseleuten, viele bekannte Gesichter, jodeln im Hintergrund. Es schneit noch immer in Bern, während ich diese Zeilen schreibe. Und schon bald trete ich den Heimweg an, um eine Erfahrung reicher: Bundesratswahlen.

 

Thomas Wirth

Gemeinderat EVP, Dietikon