Die Schweiz muss eine moralische Grösse sein!

Die Schweiz muss eine moralische Grösse sein!

Die dritte Bettagskonferenz der EVP Schweiz hat sich heute Samstag im Stadttheater Olten mit der „Identität der Schweiz: Grundwerte, Leitkultur, Zukunftsperspektiven“ beschäftigt. Die vielfältigen Beiträge namhafter Referentinnen und Referenten gipfelten in der Aufforderung, die christlichen Werte in allen Bereichen unseres Lebens sichtbar zu machen. So gewinne die Schweiz an Identität.

Heute Samstag hat die EVP Schweiz in Olten zu ihrer dritten Bettagskonferenz zum Thema „Identität der Schweiz: Grundwerte, Leitkultur, Zukunftsperspektiven“ eingeladen. Rund 160 Parteilose, Mitglieder der EVP und VertreterInnen anderer Parteien spürten der Identität der Schweiz nach, um daraus „Möglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln“, wie es <?xml:namespace prefix = st1 ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:smarttags" />Ruedi Aeschbacher, Präsident der EVP Schweiz, formulierte. „Nur wer zurückschaut, kann Visionen für die Zukunft entwickeln“, leitete Generalsekretär Joel Blunier die Tagung ein. Zu einer neuen Vision für unser Land will die EVP mit ihrer Bettagskonferenz beitragen, damit die Schweizerinnen und Schweizer zu Recht „Lust auf Zukunft“ bekommen.<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />

 

Daniel Regli, Historiker und Buchautor aus Zürich, stellte in seinem Referat die These auf, die moderne Schweiz habe das Erbe ihrer Väter verraten. Die Massen würden zunehmend die hohle Hand machen und sich austoben. Die Patrons seien abgelöst worden von Managern, welche die wertvollen Schweizer Marken grounden lassen oder an ausländische Investoren verhökern würden. Ein gesundes Wachstum habe heute fast nur noch das Loch in der Staatskasse.

 

„Je mehr die Schweiz den Bedürftigen hilft, desto mehr bekommt sie zurück.“

 

Laut Hanspeter Nüesch, langjähriger Leiter des Schulungs- und Missionswerkes Campus für Christus Schweiz, ergäben sich „Auftrag und Berufung der Schweiz“ aus den Gaben, mit denen Gott die Schweiz gesegnet habe. Die sprichwörtliche Schönheit unseres Landes, der politische, soziale und religiöse Frieden machten die Schweiz zu einer Art Sanatorium, in dem Menschen aus allen Ländern innerlich und äusserlich zur Ruhe kommen könnten. Weitere Talente der Schweiz seien die Einheit in der Vielfalt (friedliches Zusammenleben vieler Menschen), die Gabe der Unparteilichkeit, der Vermittlung und des Brückenbaus (Gute Dienste) oder die Gabe des Lobes, des Jauchzens und Jubilierens (Naturjodel). Je mehr die Schweiz gebe, desto mehr werde sie von Gott gesegnet werden, gab sich Hanspeter Nüesch überzeugt. In diesem Sinne plädiere er für mehr Engagement der Schweiz in Sachen Entwicklungshilfe. Er sei sehr froh, wolle die EVP die Steuerhinterziehung dem Steuerbetrug gleichstellen und so das Bankkunden­geheimnis abschwächen. Schon Nationalrat und Staatsrechtler Carl Hilty habe vor bald hundert Jahren seinen Studenten zugerufen, ein kleiner Staat müsse heute eine moralische Grösse sein, wenn er fortbestehen wolle.

 

Werner de Schepper, Chefredaktor des Blicks und katholischer Theologe, sprach zur „Schweiz der Schweizer zwischen Bruder Klaus und Europa“. Die Diskussionen über die Schweiz würden sich zwischen zwei Polen bewegen: dem Bruder Klaus nicht ganz gerecht werdenden Zitat, man solle sich nicht in fremde Händel einmischen und der Ausrichtung gen Europa, welche die Gefahr der Auflösung der Identität mit sich bringe. Anhand vieler Beispiele aus seiner Zeitung, einer Zitat „ganzheitlichen, eben katholischen Zeitung, welche auch kein Bilderverbot kennt“ präsentierte de Schepper die Schweiz der Schweizer, wie er sie wahrnimmt.

 

Nach einer Pause analysierte Prof. Dr. Martin Hauser, Direktor des UNESCO-Lehrstuhls in Bukarest, die „Grundlagen und die Suche nach der schweizerischen Identität im europäischen Kontext.“ Aufgrund ihrer sprachregionalen Zergliederung, ihrer zentralen Lage in Europa in Nachbarschaft ungleich grösserer, gleichsprachlicher Länder sei die Schweiz besonders herausgefordert. Eine starke Schweizer Identität habe auch ihren Preis: sie brauche den Willen und den Glauben. Hauser wünschte sich eine überparteiliche Spurgruppe, welche die „identitären Probleme der Schweiz benennt und erste Lösungsvorschläge zu formulieren beginnt.“

 

Sich einmischen und christliche Werte sichtbar machen

 

Chaorang (Candy) Tang, Dozentin für interkulturelle Kommunikation an der Zürcher Hochschule Winterthur, gab als seit über zehn Jahren in der Schweiz wohnhafte Chinesin eine „Aussenwahrnehmung der Schweizer Identität“. Nicht immer sei deckungsgleich, was im Ausland wahrgenommen werde und was

in der Schweiz passiere. So gälten die Schweizer Männer bei den Frauen in China als besonders treu, was nicht gut zu den vielen Scheidungen hier passe. Zweitens gelte die Schweiz zwar als christliches Land, doch die Menschen würden sich ihres Glaubens an Jesus Christus schämen.

 

„Christ sein in einer postsäkularen Gesellschaft“, laute eben die heutige Herausforderung, meinte Dr. Walter Dürr, Leiter der landeskirchlichen Gemeinschaft JAHU in Biel. Säkularisierung, Individualisierung und gesellschaftliche Pluralisierung seien die grossen Trends unserer Zeit. Dürr forderte dazu auf, sich einzumischen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Damit man sich einmischen könne, müsse man aber wissen, auf welche Werte man sich berufe.

 

Bevor sich die Referentinnen und Referenten in einem Podium unter der Moderation von Christian Salzmann, Redaktor und Moderator von LifeChannel, den Fragen des Publikums stellten, formulierte die Berner EVP-Grossrätin Marianne Streiff-Feller „Forderungen für die politische Arbeit auf christlicher Grundlage“: Gerechtigkeitsanliegen, Solidarität mit den Schwächeren, Sorge zur Umwelt und der Einsatz für einen umfassenden Frieden seien alles Forderungen, die auf christlichen Grundwerten beruhten. Es gelte, diese Werte sichtbar zu machen, sie in allen Lebensbereichen konsequent umzusetzen und vorzuleben und sie als positive Botschaft unter die Leute zu bringen.

 

Schon im 17. Jahrhundert halfen Bettage bahnbrechend mit, politische und weltanschauliche Gräben zu überbrücken. An diese Tradition will die EVP Schweiz mit ihrer jeweils am Samstag vor dem eidgenössischen Bettag stattfindenden Bettagskonferenz anknüpfen.

 

Zürich, den 15. September 2006/nh